DIE GESCHICHTE

Vom Dürrbächler zum Berner Sennenhund

Bäri vom Sommerhaus, SHSB 4530, *28.April.1908

Als zu Anfang dieses Jahrhunderts der "Dürrbächler" zum ersten Mal an einer Hundeausstellung gezeigt wurde, ahnte wohl niemand, dass dieser schlichte Bauernhund seinen Weg in alle Welt hinaus machen würde. Im Laufe der Zeit haben aber die schmucke Erscheinung und das freundliche Wesen Tausende von Hundefreunden für ihn eingenommen.

Was an diesem großen, langhaarigen Hund zuerst ins Auge springt, ist die klar abgegrenzte, symmetrische Zeichnung der drei leuchtenden Grundfarben. Der tiefschwarze Mantel wird umsäumt von rostroten Abzeichen und die weiße Blässe, die weiße Brust sowie die weißen Pfoten und Schwanzspitze putzen den Berner Sennenhund sonntäglich heraus.

Über das Alter und die Herkunft der Schweizer Sennenhunde Rassen sind viele Spekulationen angestellt worden. Vor allem die Theorie, wonach die europäischen Doggen - und insbesondere der Berner Sennenhund - auf die große tibetanische Dogge zurückzuführen seien, hat der modernen Forschung nicht standgehalten. Wir müssen uns damit zufrieden geben festzustellen, dass der Berner Sennenhund seit der Jahrhundertwende aus bernischen Bauernhunden herausgezüchtet wurde, deren Ursprung und Alter niemand mehr weiß. Vieles lässt vermuten, dass die Rasse sehr alt und wohl auch ganz auf dem hiesigen Boden gewachsen ist.

Im Gebiet von Schwarzenburg, das südlich von Bern gegen die Gantrischkette ansteigt, konnte sich der alteingesessene, dreifarbige Bauernhund mit all seinen Qualitäten erhalten. Die Bauern dieser Region schätzten ihn als guten Zughund; aber auch als Treib- und Wachhund. In dieser Landschaft liegt der Weiler Dürrbach, der dem "Dürrbächler" seinen Namen gab. Diese Bezeichnung ist vermutlich erst gegen Ende des letzten Jahrhunderts in der Stadt Bern und Umgebung entstanden.

Im Jahre 1899 wurde als erster kynologischer Verein im Kanton Bern die BERNA gegründet. Damit wurde endlich auch hier ein Gremium geschaffen, in welchem Rassehunde fragen diskutiert werden konnten. Im Jahre 1902 veranstaltete die BERN in Ostermundigen eine Schweizerische Hundeschau, an welcher erstmals auch drei Dürrbach-Hunde vertreten waren. An der internationalen Hundeausstellung in Bern im Jahre 1904 wurden bereits sechs Dürrbächler gezeigt, vier davon wurden mit Preisen ausgezeichnet und somit ins Schweizerische Hundestammbuch eingetragen. Diese Ausstellung muss als Durchbruch für den Dürrbächler betrachtet werden, da er dadurch erstmals öffentlich Beachtung fand und von einigen Hundefreunden aus der Region Burgdorf die Reinzucht dieser Rasse an die Hand genommen wurde. 1907 zeigten die Burgdorfer Züchter zum ersten Mal ihre Hunde an einer Hundeausstellung in Luzern, wo Prof. Dr. Heim als Richter amtierte. Herr Heim ließ sich über die neue Rasse eingehend informieren und veröffentlichte anschließend im "Centralblatt", dem offiziellen Organ der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft, einen Bericht über diese Hunderasse. Der Berner Sennenhund hatte das Glück, in Heim einen großen Förderer der Rasse gefunden zu haben, dessen Einsatz und Sachkenntnis ihresgleichen sucht.

Die Burgdorfer Züchter gründeten im November 1907 unter dem Präsidium von Fritz Probst den "Schweizerischen Dürrbachklub zur Förderung reinrassiger Dürrbachhunde". Schon 1908 konnte der "Dürrbach Klub" an der "Internationalen Jubiläumsausstellung zum 25-jährigen Bestehen der SKG" dem Sennenhund-Richter Prof. Dr. Heim 22 Dürrbächler vorführen, wovon rund die Hälfte aus den Stämmen der Burgdorfer Züchter kam und die anderen neu aufgefunden wurden. Damit hatte der Dürrbächler seinen Platz unter den anerkannten Hunderassen gefunden und sein Fortbestand war gesichert. In Langenthal schlug Heim dem jungen Klub vor, in Angleichung an die anderen schweizerischen Sennenhunde, den Dürrbächler künftig "Berner Sennenhund" zu nennen. Erst 1913 jedoch wurde dem Drängen der SKG nachgegeben, die Hunde umzubenennen. Für die Berner Bevölkerung ist er aber bis heute der Dürrbächler geblieben. Als Berner Sennenhund hat er sich im Laufe der Jahre nicht nur in Europa sondern auch in anderen Kontinenten Freunde gemacht.

Mit großem Eifer wurde an der Verbesserung der Rasse gearbeitet, und von Jahr zu Jahr konnten Fortschritte festgestellt werden. Heute präsentiert sich der Berner Sennenhund als bäuerlich robuster Hund, jedoch niemals plump; sondern als beweglicher Arbeitshund. Dabei verbirgt sich hinter seinem kräftigen Äußern ein feinfühliges und liebevolles Gemüt, das diesem einstigen Hofhund besonders reizvoll macht. Er ist in einer größeren Gemeinschaft glücklich, verfolgt alles was geschieht mit Interesse und entwickelt zu allen eine freundschaftliche Beziehung. Kindern gegenüber ist er gutmütig; für sein Territorium und dessen Grenzen hat er ein instinktives Empfinden. Auffallend groß ist die Arbeitswilligkeit des Berner Sennenhundes. Was immer er mit seinem Meister zusammen tun kann, tut er gern, sei dies nun das Ziehen eines Wagens, etwas apportieren oder etwas suchen. Es kann deshalb nicht genug betont werden, wie wichtig es ist, für den einstigen Hof-, Treib- und Zughund Ersatzaufgaben für die verloren gegangenen Pflichten zu suchen. Dies können kleine Beschäftigungen im Alltag, es kann aber auch eine Ausbildung in einer Sporthundedisziplin sein. Der Guttrainierte Berner Sennenhund eignet sich für jede Hundeausbildung und kann Hervorragendes leisten. Trotz seiner ungestümen Kraft ist er führig und gelehrig. Seit der Klub in den sechziger Jahren Wesensprüfungen für Zuchttiere eingeführt hat, sind misstrauische und ängstliche Hunde selten geworden. Man möchte das muntere und freundliche Wesen des Berner Sennenhundes. auch in Zukunft erhalten. 

entnommen der Homepage des DCBS  http://www.dcbs.de/geschichte.htm  

 

 

 

 Heute Populär ist  - der Berner Sennenhund

Von Sabine Danks


"Bernies" werden gern als besonders familienfreundlich und leichtführig vermarktet. Es sind auf jeden Fall wünschenswerte Eigenschaften, wenn man einen so großen Hund in einer Familie haben möchte. Leider wird beim Erwerb viel zuviel auf die optische Erscheinung, vor allem markante Abzeichen, Wert gelegt.

Was natürlich die vielen Züchter - egal ob in den Rassehundvereinen oder "Hobby"züchter - dazu verleitet, genau auf diese äußerlichen Merkmale mehr Augenmerk zu richten als auf die Charaktereigenschaften. Es soll sogar mal soweit geführt haben, dass versucht wurde, das weiße Brustabzeichen in Form eines Schweizer Kreuzes zu züchten.

Nach meinen Informationen wurden die Standards für das äußere Erscheinungsbild Anfang des letzten Jahrhunderts festgelegt. In den 40er Jahren wurde eine Neufundländerin (anscheinend ein einmaliger Vorgang) eingekreuzt. Das scheint aber gereicht zu haben, um zu erklären, dass Berner sehr gern schwimmen. Der Typ ist inzwischen größer gezüchtet worden mit allen gesundheitlichen Nachteilen, die so etwas für alle großen Rassen mit sich bringt. (Siehe auch Gegenüberstellung des Urtyps "Dürrbächler" gegen den modernen Berner im Foto.)


Die Charaktereigenschaften resultieren aus seinem Ursprung als Multitalent, bei Bauern als Hüte-, Wach- und Zughund eingesetzt. Dabei sollte er selbständig und ohne Beaufsichtigung seine Arbeiten tun und auch nicht "stören". Letzteres bedeutet, dass er vor allem keine anderen Tiere jagen durfte, weder die Nutz- noch die Wildtiere. Die Herkunft dieser Bauernhunde ist meines Wissens unklar.

Es wurde zwar die Theorie aufgestellt, dass es sich um Molosser-Varianten handeln würde. Der schweizerische EX-FCI-Rassehundekommissär Hans Räber bezweifelt diese Theorie, da sie sich nicht beweisen lasse. Aber die körperbauliche Verwandtschaft zu Molossern ist nicht zu verleugnen.

Auf die äußere Erscheinung wurde wie bei allen Arbeitshunden ursprünglich kein Wert gelegt. Sie variierte lokal sehr stark in der Region um Bern. Wichtig waren nur die Arbeitseigenschaften der Hunde, eine gewisse Robustheit und damit eine Pflegeleichtigkeit. Es gab eine recht drastische Zuchtauslese, und schlimmstenfalls fanden sich zum Beispiel "Streuner sauer eingelegt" im Einmachglas als Wintervorrat für die schweizerischen Zweibeiner wieder.

Es fand sich damals (um 1900) kein Rassename für diese Hunde, aber sie wurden oft über einen bestimmten Ort identifiziert, wo besonders schöne und/oder gebrauchsfähige Vertreter gezüchtet wurden. In einem solchen Ort namens Dürrbach kamen die Ur-Berner vor, die dort von einem Wirt gezüchtet und verkauft wurden. Züchten bedeutet in diesem Fall natürlich Vermehren dieses speziellen lokalen Schlages. Sie hießen damals Dürrbachhunde oder Dürrbächler. Aus diesem lokalen Schlag, zusammen mit dazugekauften Hunden aus anderen Orten, die diesem Typ entsprechen, wurde dann eine der vier Sennenhundrassen (Berner, Grosser Schweizer, Appenzeller und Entlebucher), wobei der Berner der einzige langhaarige Vertreter ist. 1913 wurde er schließlich auf Betreiber der Schweizer Kynologischen Gesellschaft (SKG) zum "Berner Sennenhund".

Die Nachfahren dieser Dürrbächler haben sich eine gewisse Eigenständigkeit bewahren können, die oft als Dickköpfigkeit bezeichnet wird. Wenn sie in einer ihnen zugeteilten Aufgabe keinen Sinn erkennen können, wird sie auch kein Leckerli dazu bringen, diese Arbeit auszuführen. Sie sind immer noch wachsam, ohne dass es dazu eines besonderen Trainings bedarf. In gewissen Maße kann man diese Wachsamkeit sicher steuern, aber sie fühlen sich verpflichtet, ungewöhnliche Vorkommnisse zu melden.

Aus diesem Grund ist die Haltung eines Berners in einem Mehrfamilienhaus etwas problematisch. Ein Eindringling wird nicht durch Bisse attackiert sondern lediglich an die Wand gestellt. Ein Haus mit Garten ist sicher kein Muss, aber für den Hund ist es schon mal eine Möglichkeit, sich artgerecht zu beschäftigen, nämlich zu bestimmten Zeiten Patrouillen zu drehen, ob auch alles seine Ordnung hat. Trotz ihrer Selbständigkeit sind Berner sehr menschenbezogen und möchten als ehemalige Auch-Hütehunde ihre Truppe gern beieinanderbehalten, egal ob diese Truppe aus Menschen oder Mithunden besteht.

Wenn sich auf Spaziergängen ein Familienmitglied absondert, wird er durch Anstupsen wieder in die richtige Richtung dirigiert. Zu dieser Kombination aus Selbständigkeit, Wachsamkeit und Menschenbezogenheit kommt noch eine gute Verträglichkeit mit anderen Tieren, egal ob andere Hunde oder Nutztiere und mangelnder Jagdtrieb. Das alles macht ihn für Leute, die gern grosse Hunde haben, tatsächlich zu einem guten Gesellschafter.

Alles natürlich unter der Voraussetzung, dass man einen physisch und psychisch gesunden Hund hat und diese ererbten Eigenschaften fördert. Es ist beim Berner nicht anders als bei allen anderen Hunden auch: wenn man in der Erziehung alles falsch macht, was man nur falsch machen kann, werden diese Eigenschaften Wachsamkeit und Selbständigkeit für die Besitzer keine Bereicherung im Zusammenleben mit dem Hund sein, sondern zu einem nicht ungefährlichen Problem werden. Es gibt wie unter allen Hunden auch Berner, die andere Hunde und auch Menschen attackieren, es gibt Berner, die streunen und sogar wildern.

Wie weit ein zu beobachtendes "Aufweichen" der positiven Wesensmerkmale an Erziehung oder an einer Tendenz zur Massenzucht liegt, kann ich nicht beurteilen. Fest steht nur, dass zuchtbedingte Krankheiten wie zum Beispiel HD oder Krebs in den letzten Jahren drastisch zugenommen haben. Ein Phänomen, dass sich sicher leichter zuordnen lässt."

 Entnommen von http://www.hundezeitung.de/hundekunde/artenkunde4.html 

 

 

Rassestandard des Berner Sennenhundes

Allgemeines Erscheinungsbild:
Langhaariger, dreifarbiger, übermittelgroßer, kräftiger und beweglicher Gebrauchshund mit stämmigen Gliedmaßen.

Charakter, Verhalten:
Sicher, aufmerksam, wachsam und furchtlos in Alltagsituationen, gutmütig und anhänglich im Umgang mit vertrauten Personen, selbstsicher und freundlich gegenüber Fremden; mittleres Temperament, gute Führigkeit.

Farbe, Zeichnung:
Tiefschwarze Grundfarbe mit sattem, braunrotem Brand an den Backen, über den Augen, an allen vier Läufen und auf der Brust; Eine Blesse, die sich gegen die Nase hin beidseitig zur weißen Fangzeichnung verbreitert. Vier weiße Pfoten und weiße Schwanzspitze.

Haarkleid:
Lang, schlicht oder leicht gewellt, aber nicht gekraust.

Kopf:
Kräftig, mit flachem Scheitel und wenig ausgebildeter Mittelfurche, gut ausgeprägter, nicht zu starker Stirnabsatz (Stop), kräftiger, gerader Fang; Ohren mittelgroß, hoch angesetzt, dreieckig, in der Ruhe flach anliegend; Augen dunkelbraun, mandelförmig, geschlossene Lider; Lefzen wenig ausgebildet.

Körper:
Eher gedrungen als lang. Verhältnis Widerristhöhe: Körperlänge etwa 9:10. Bis mindestens auf Ellenbogenhöhe reichende breite Brust mit deutlicher Vorbrust, kräftigen Lenden, Rippenkorb von rund-ovalem Querschnitt. Rücken fest und gerade mit sanft abgerundeter Kruppe. Die Pfoten rundlich und geschlossen.

Vordergliedmaßen:
Schulter lang, kräftig und schräg gestellt, mit dem Oberarm einen stumpfen Winkel bildend, flach anliegend und gut bemuskelt. Stellung von allen Seiten gesehen gerade. Fesseln wenig nachgebend. Paralleler Stand.

Hintergliedmaßen:
Keulen breit, kräftig und gut bemuskelt. Oberschenkel ziemlich lang und von der Seite gesehen schräg zum Unterschenkel stehend. Sprunggelenke gut gewinkelt, breit und kräftig. Stellung gerade, weder ein- noch ausdrehend. Wolfskrallen (Afterkrallen) müssen in den ersten Lebenstagen entfernt werden.

Rute:
Buschig, bis unter Sprunggelenk, jedoch nicht zum Boden reichend, leicht schwebend getragen.

Größe:
Rüden: 64-70 cm Widerristhöhe, Hündinnen: 58-66 cm Widerristhöhe

Berner Sennenhund-Schema: 

 

Die wichtigsten Bezeichnungen des Gebäudes:

 

1=Kopf
2=Nasenrücken
3=Stirnabsatz (Stop)
4=Scheitel
5=Nasenrücken
6=Fang
7=Lippenwinkel
8=Hinterhauptstachel
9=Nacken
10=Ohrenansatz
11=Jochbein/Backe
12=Hals
13=Widerrist
14=Rücken
15=Lende/Nierenpartie
16=Kruppe
17=Rutenansatz
18=Rückenlinie
19=Oberlinie
20=Vorbrust
21=Unterbrust
22=Bauch
23=Unterlinie
24=Unterarm
25=Oberschenkel
26=Unterschenkel
27=Schulterblatt
28=Oberarmknochen
29=Unterarmknochen
30=Vordermittelfuß (Fessel)
31=Schulter- oder Buggelenk
32=Ellenbogengelenk
33=Vorderfußwurzelgelenk
34=Becken
35=Oberschenkelknochen
36=Unterschenkelknochen
37=Hintermittelfuß
38=Hüftgelenk
39=Kniegelenk
40=Sprunggelenk
 


Quelle: Zucht-, Kör-, und Leistungsbuch für Schweizer Sennenhunde in Deutschland (Jahrgang 1995)

 

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